Bin ich meinen Eltern etwas schuldig? DATE: 2025-03-13 04:29:20
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Bin ich meinen Eltern etwas schuldig?
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In unserer Gesellschaft gilt seit Generationen ein ungeschriebenes Gesetz: Unsere Eltern haben uns aufopfernd großgezogen und wenn sie älter werden, sind wir an der Reihe, uns um sie zu kümmern. Wenn wir es nicht zur Genüge tun, haben wir ein schlechtes Gewissen. Das sonntägliche „Rufst du auch mal wieder an“ von Mama macht es nicht besser. Aber inwieweit können unsere Eltern erwarten, dass wir unser Leben nach ihnen ausrichten? Geben und Nehmen? Im Leben funktionieren Beziehung grundsätzlich nach dem Prinzip „Geben und Nehmen“. Das gilt bei Freundschaften, Partnerschaften und auch im Job. Es geht um Ausgleich, Balance und Fairness. Reißt sich einer durchgehend ein Bein aus, während sich der andere zurücklehnt, endet dies meist in Distanzierung oder Trennung. Völlig anders steht es um die Eltern-Kind-Beziehung. Lesen Sie auch Gerechtigkeitssinn untersucht: Können Hunde eifersüchtig sein? Entstehen böse Hundeblicke durch Eifersucht? Welches Gefühl wirklich dahintersteckt. Ziele, Preise, Spartipps: So urlaubt Deutschland 2025 Trotz Inflation und Wirtschaftskrise in Deutschland: Am Urlaub wird zuletzt gespart! „Unsere Eltern haben uns das Leben geschenkt und uns noch viel mehr gegeben. Das alles könnten wir niemals ausgleichen. Müssen wir aber auch nicht, weil es ein Geschenk ist“, betont Psychologin und Autorin Anke Precht. Geben und Nehmen sind hier eine Einbahnstraße. Heißt: Wir stehen nicht lebenslang in ihrer Schuld, weil sie uns geholfen haben, erwachsen zu werden. Pflegebedürftige werden in zwei Drittel der Fälle von ihren Angehörigen umsorgt. Das verschlingt durchschnittlich 49 Stunden pro Woche (Quelle: WIdO – Wissenschaftliches Institut der AOK). Der Lebensmittelpunkt wird zwangsweise wieder Richtung Elternhaus verlagert, das Privatleben minimiert. Durchschnittliche Pflegedauer: sieben Jahre. Auch der Gesetzgeber nimmt den Nachwuchs in die Pflicht – zumindest in puncto Finanzierung: Ab einem Jahresbruttoeinkommen von 100.000 Euro ist das Kind seinen Eltern gegenüber unterhaltspflichtig. Sich für die Eltern aufopfern Selbstverständlich sind die Beweggründe vielfältig. Die wenigsten alten Menschen wollen ins Heim, die Alternativen sind dürftig. Dennoch spielt auch unser kollektiv schlechte Gewissen eine Rolle. Precht: „Es wird nämlich darüber gesprochen, als wäre es die normalste Sache der Welt, sich für Eltern aufzuopfern.“ Wer es nicht tut, wird hinter vorgehaltener Hand verurteilt. Da zieht man das Balg im Schweiße seines Angesichts groß, finanziert ihm das Studium und dann wohnt es in Neuseeland und ruft alle drei Wochen mal an – Unverschämtheit! Foto: Marijan Murat/dpa „Es ist aber das Recht der Kinder, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie müssen nichts opfern, damit wir nicht einsam sind oder gepflegt werden“, so die Psychologin. Im Umkehrschluss ist es übrigens genauso wenig okay, wenn wir unsere Eltern als Gratis-Betreuungseinrichtung für unseren Nachwuchs strapazieren. Es ist nicht ihre Pflicht, dafür parat zu stehen. „Man kann das aushandeln, dass sie sich auch um die Enkel kümmern und man sie dafür im Alter pflegt. Darüber sollte man als Familie offen sprechen“, rät die Psychologin. Eigenverantwortung darf nicht abgewälzt werden Precht: „Das Geschenk des Lebens geben wir an unsere eigenen Kinder weiter. Dies ist der Beitrag, den wir leisten. Unsere Eltern hingegen sind selbst dafür verantwortlich, im Alter nicht zu vereinsamen, Freundschaften zu knüpfen und aktiv zu bleiben. Keiner sollte diese Verantwortung auf seine Nachkommen abwälzen.“ Auch wenn das bedeutet, sich frühzeitig um einen Platz in einer Senioren-WG oder im Heim zu bemühen. Nicht falsch verstehen: Dies ist kein Appell, Eltern nicht zu unterstützen. Klar ist doch: Wer viel Liebe empfangen hat, wird auch Liebe zurückgeben und dem wird das Schicksal von Mutter und Vater nicht völlig egal sein. Das heißt jedoch nicht, dass der eigene Lebensentwurf leiden darf und Aufopferung der gesunde Weg ist.
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